Freitag, 16. September 2016

Unerwünschte Begegnungen am Handelsposten, Teil 2



Sie, die zweite unerwünschte Begegnung, welche ich im Nachhinein liebend gerne wieder vergessen würde, steht wie verlassen mitten auf dem Platz vor der Taverne herum und schaut sich um. Ich merke gleich, dass etwas nicht stimmt. Sie grüßt mich, aber nicht, wie es ein Abbild ihrer hätte tun sollen. Ich sehe ihre blasse Haut an den Beinen, am Bauch und schließlich auch auf der Brust. Streng genommen dürfte ich nicht einmal ihre Arme oder ihr unverschleiertes Gesicht antreffen, schließlich wandelt sie auf dem Boden der Oase der Vier Palmen. Ihr rotes Haar fällt offen über die zierlichen Schultern. Nur Sklaven tragen ihr Haar dermaßen anzüglich. Alles spricht für mich danach, dass sie unfrei ist. Aber irgendetwas stimmt nicht, davon abgesehen, dass sie nicht kniet und mich ordentlich grüßt, wie es eine Sklavin zu tun hat. Sie trägt keinen Kragen. Sofort schreite ich ein. Ich kann und werde das nicht dulden. Ich gebe ihr nicht viele Möglichkeiten sich zu erklären, sondern drücke sie gleich auf den steinigen Boden. Sie protestiert, sie wäre doch eine Freie und keine Sklavin. Ich glaube ihr kein Wort. Jeder Goreaner weiß von Geburt an, wie eine Freie Frau sich zu kleiden hat. Und für eine Barbarin erscheint sie mir recht klar und auch ihre Sprache ist unauffällig.

Ich zwinge die augenscheinliche Sklavin dorthin, wo sie hingehört - auf ihre Knie
 

Natürlich braucht sie eine gute Ausrede, damit ich ihr kein Eisen um den Hals lege. Ihre Worte bringen mich zum Lachen; sie behauptet mit den Wilden verkehren zu wollen, deshalb der Aufzug. Wer mich kennt, weiß, dass ich ihr keinerlei Chancen gab, als meine Hand sich nach ihrem Arm ausstreckt und ich sie packe. Erst in der Oase hatte ich die Diebin genauso grob gepackt und festgehalten. Irgendwie sind Freie Frauen in letzte Zeit mein Jagdobjekt. Ein passender Ersatz zu meiner sonstigen Tätigkeit, wenn auch ohne Pfeil und Bogen. Natürlich bringt sie die Kraft nicht auf sich gegen mich zu stellen. Mühelos schleppe ich sie durch den leeren Handelsposten und trete vor das Tor, wo der Dschungel bereits beginnt, um sie dem nächstbesten Freien, der mir über den Weg läuft, für Lau zu verkaufen. Ich habe ohnehin keine Zeit mich um eine entlaufene Schlampe zu kümmern und stecke noch voller wütender Aufregung wegen meines letzten Tavernenbesuchs. Die Wachposten lassen mich passieren, schließlich denken sie, ich habe meine Sklavin im Schlepptau. Ein Stück gehe ich grummelnd und schweigend, das Weib zetert und wehrt sich – umsonst. „Moment, ich kann Dir etwas zeigen.“ Ich hebe meine Augenbrauen, bleibe stehen, zögere, drehe mich dann aber doch um. Natürlich bin ich kein völliger Arsch und gebe ihr die Chance mich vielleicht zu überzeugen doch Gnade walten zu lassen. Noch ehe ich fragen kann, was sie denn von mir will, spüre ich plötzlich einen heftigen Schmerz in der Lendengegend. In dem Moment, als ich mich umdrehe, schnellt ihr Stiefel hoch und setzt einen gezielten und wohl schon öfters ausgeübten Tritt in mein Gemächt. Vor meinen Augen wird es gleißend hell, dann tiefschwarz. Sind das Sterne, die wie Blitze vor meinen fest geschlossenen Liedern zucken? Langsam sacke ich zusammen, auf meine Knie, die Hände fest auf den robusten Stoff meiner Hose gepresst, vor unbeschreiblichen Schmerzen aufstöhnend, das Gesicht verzerrt und womöglich leichenblass. So einen verdammten schmerz habe ich noch erlebt. Während ich „Verdammtes Mistding!“ aus meinen zusammengebissenen Zähnen hervorzischen kann, bemerke ich verschwommen durch die heißen Tränen in meinen Augen, dass sich die Gestalt der Rothaarigen aus dem Staub in den Dschungel macht. Mein ganzer Körper fühlt sich wie gelähmt an. Ich weiß nicht, wie lange ich dort liege, aber es dauert gefühlt ewig, bis ich mich wieder hochraffen kann. Dass mir derweil niemand über den Weg kam ist wohl ein gut gemeinter Hauch von Glück.

Ein einziger Augenblick wendet das Blatt des Schicksals... und ich liege am Boden

Mittlerweile sitze ich wieder in der Taverne. Die Jägerin ist glücklicherweise verschwunden und ich kippe mir gleich zwei Paga nacheinander die Kehle hinab. Das warme Gefühl breitet sich in mir aus und das schmerzhafte Pochen in meinem Sack dämpft langsam ab. Später würde ich nachsehen, wie es da unten aussieht. Die Angst meinen Schwanz nicht mehr richtig nutzen zu können bleibt, aber ich schäme mich zu sehr, um eine Heilerin zu bitten ihn sich anzusehen.

Ich humple zurück zum Handelsposten

Mir bleibt also nichts anderes übrig, als mir ein Zimmer in der Taverne zu nehmen und zu hoffen, dass ich nicht allzu große Schäden von der heutigen (höchst unerwünschten) Begegnung davontragen werde. Einige weibliche Geschöpfe würden darüber schließlich sehr sehr traurig sein.
 


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