Der
Dschungel ist… furchtbar heiß, furchtbar schwül und furchtbar unübersichtlich.
Also einfach gesagt: Der Dschungel ist furchtbar. Überall wachsen seltsame
Sträucher in den unebenen Weg, auf einer Seite erstreckt sich ein hoher Berg,
auf der andere eine tiefe Klippe. Immer wieder überquere ich tiefe Schluchten,
durch die sich der Thassa-Fluss wie eine blaue Ost schlängelt, über wacklige
Hängebrücken. Es summt und wimmelt von Ungeziefer. Zwischen dem dichten Laub
und den großen, unbekannten Gebüschen raschelt es hin und wieder verdächtig. Ob
mich etwas beobachtet? Die Reise ist keinesfalls angenehmer als durch die heiße
Tahari, nur um einiges feuchter. Meine Lunge brennt in der erdrückenden
Schwüle. Es ist furchtbar!
Andererseits bezaubert mich die Schönheit dieser befremdlichen Umgebung.
Während in der Wüste nichts als gelber Sand zu sehen war, blüht hier eine ganz
neue Welt auf. Große, sattgrüne Blätter, knallgelbe, tiefrote oder
leuchtendblaue Blüten, hohe Bäume mit dichten Laubkronen, durch die sich
einzelne goldene Lichtfäden auf den feuchten Dschungelboden verirren. Die
Vegetation dieses Ortes ist beeindruckend. Wenn mir nicht jeder Schritt auf
diesem beschwerlichen Weg unsägliche Schmerzen bereiten würde, könnte ich diese
fremde Schönheit fast genießen.
Dennoch ist die exotische Schönheit atemberaubend. |
Einige Tage
bin ich nun schon unterwegs. Hier im Dschungel habe ich völlig das Zeitgefühl
verloren. Sobald sich der tiefrote Schleier der abendlichen Sonne auf den
Dschungel legt, suche ich mir panisch einen Unterschlupf. Nicht nur den Wilden
gehe ich so aus dem Weg. Ich kenne die Wildtiere an diesem Ort nicht und ziehe
es deshalb vor eine Begegnung mit ihnen um jeden Preis zu verhindern.
Glücklicherweise finde ich immer irgendwo eine Höhle oder einen Felsvorsprung,
wo ich ein kleines Hurtfell auslegen kann und mich auf dem kalten, harten
Steinboden zusammenrolle. Seltsamerweise schadet meinem Körper dieser mickrige
Schlafplatz weitaus weniger, als die weichen Betten der Oase. Es juckt und
beißt mich lediglich hin und wieder öfter als sonst.
Auf einem Kanu geht die Reise weiter |
Die letzten
Passang bis zur nächsten Station, dem berühmten großen Handelsposten des
Thassalandes, setze ich auf einem Kanu fort. Das Wasser rauscht sanft und
beruhigt mein Gemüt. Seit Tagen habe ich keine Seele getroffen. Hier im
Dschungel gibt es nichts als mich und das unzählige summende, wuselnde
Viehzeug. Ich pfeife ein altes Lied, um diese bedrückende Stille zu vertreiben.
Werde ich zu leichtsinnig? Kurz nicht aufgepasst und plötzlich finde ich mich
in einem Moor wieder. Aus dem nichts heraus zieht dichter, schwerer Nebel auf.
Ich sehe kaum noch, wo ich hinfahre und nutze mein Paddel, um nirgends
anzustoßen. Der Bug des Kanus kämpft sich durch Schlick und Grünzeug.
Das Blätterwerk verdichtet sich, es wird immer schwerer mit dem Kanu voranzukommen. Mir fällt auch sofort auf, dass sowohl das stetige Surren, als auch das nervenbetäubende Zwitschern abertausender Vogelarten verstummt war. So langsam wird mir doch bang und ich stoppe mein freudiges Pfeifen. Wo bei allen Göttern dieser Welt bin ich hier? Ich muss mir eingestehen mich heillos auf dem Wasser verirrt zu haben. Trotz der Wärme spüre ich eine Gänsehaut, die sich über meine nackten Oberarme zieht. Einige Ehn, gefühlte Ahn, später – ich konnte mich so ja nur sehr sehr langsam fortbewegen, um das Boot nicht zu beschädigen – öffnet sich das dichte Blattwerk wieder. Auch der Nebel wird immer dünner und verschwindet letztlich ganz, so schnell wie er auch gekommen war. Und was sich vor meinen Augen eröffnet, verschlägt doch dann den Atem…
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