Die Tage verstreichen wie frische Boskbutter in der gnadenlosen Oasensonne. Ich quäle mich durch die Mittagsstunden, die Hitze bringt mich noch um den Verstand. Die meiste Zeit verbringe ich auf einem Steg über dem kühlenden Oasenwasser, ein schattiges Plätzchen mit Kissen bestückt lädt hier zum gemütlichen Verweilen ein. Seit Tagen fühlt sich mein Rücken an als wäre ein Talarion über mich getrampelt. Ob es an den ungewohnt weichen Betten liegt, die ich als Pilger zur Verfügung gestellt bekomme? Vielleicht sollte ich noch zwei oder drei Tage bleiben, in denen eine fähige Sklavin meinen verspannten Nacken ordentlich durchmassieren kann.
Ich lasse es mir gut gehen und schone meine geschundenen Muskeln |
Zudem sollte die vermeintliche Diebin mittlerweile verhört worden sein und ich interessiere mich brennend für die Ergebnisse ihrer Anhörung. Ich hoffe doch sehr, dass sich der Schreiber Tersimus, welcher sich dem Fall annimmt, nicht von den beschwichtigenden Ausreden und schmeichelnden Worten eines leichten Mädchens blenden lässt. Vermutlich wiegt sich das langfingrige Weib bereits im Glauben keine Konsequenzen für ihr Handeln spüren zu müssen, wenn sie nur lang genug mit ihren hinreißenden Augen klimpert. Zu meinem Glück steht der Schreiber Tersimus gerade auf dem Platz, als ich vom Marktplatz komme. Er beobachtet gerade eine hübsche Sklavin, die intensiv mit den Vorbereitungen einer Gefährtenschaftsfeier beschäftigt ist. Stimmt, der Händler mit dem unaussprechlichen Namen und die Sklavenhändlerin Salome hatten mich zuletzt eingeladen der Feier ihrer Gefährtenschaft am heutigen Abend beizuwohnen. Trotz ihrer eifrigen Arbeit findet die Kleine dennoch Zeit mich und den Schreiber mit Getränken zu bedienen, während wir uns um die Lage der Diebin unterhalten.
Ich bin nicht gerade überrascht zu hören, dass der Schreiber Milde über ihre Tat walten lassen würde. Ob sie ihm ebenfalls ein unmoralisches Angebot gemacht hat? Womit sie ihn wohl bestochen hat? Der Gedanke widert mich an. Zähneknirschend nehme ich sein Urteil an, was bleibt mir anderes übrig? Sie würde ihre Schulden bei dem Wirt abarbeiten, es wäre in seinen Augen die gerechte Strafe. Andererseits braucht mich diese milde Strafe nicht zu wundern – in einer Stadt, die mir so wohlhabend erscheint, sind ein paar Küchenabfälle nun einmal nicht viel wert. In dem Dorf, aus dem ich stamme, hätte sie richtige Konsequenzen zu spüren bekommen. Dort, wo Nahrung ohnehin knapp ist, würde man einem Dieb im besten Fall die linke Hand abtrennen. Ich kann nur hoffen, dass sich die Priesterkönige künftig ein wenig um ihren Verstand kümmern. Noch einmal wird sie nicht so glimpflich davonkommen. Ich gebe dem Hochkastigen Oasenbewohner noch einmal zu bedenken, dass sie für ihre Bettelarmut doch recht ordentlich gekleidet wirkt und sich auch sonst eher seltsam auffallend verhalten hatte. Zu meinem Erstaunen scheint ihm dies bewusst, jedoch zeigt sich die Oase seit jeher gnädig gegenüber hilfebedürftigen Freie und er hofft, dass sie künftig ihren Tagelohn auf ehrliche Weise verdienen wird. Oh, bei allen Göttern Gors, das hoffe ich auch!
Noch einmal betrachte ich die blonde Sklavin genauer, ich glaube, der Schreiber nannte sie vorhin Madi. Schade, dass sie noch bis zur späten Ahn so viel zu tun haben wird, ich hätte sie gerne mit ins Badehaus genommen.
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