Verwilderte Landschaft in einer idyllischen Einsamkeit. Ich vergesse die Hitze, vergesse das Ungeziefer, vergesse die Ehrfurcht vor der Wildnis… und starre auf einen großen, hölzernen Wall, welcher von wilden Schlingpflanzen umrahmt perfekt in das Gesamtbild des Dschungels passt. Das muss eines der Lager der Waldweiber sein, kein Zweifel. Aber so angestrengt ich auch auf den Wall starre, auf das große Tor und auch auf den kleinen Steg am Uferrand davor, ich sehe nichts und niemanden. Auch kein halbnacktes Weib mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Ob sie sich zurückziehen, um dann aus dem Hinterhalt anzugreifen, wenn ich mich in Sicherheit wäge? Diese Frage schießt mir plötzlich durch den Kopf, es ist ja allgemein bekannt, dass die Talunas auf jene Weise nach ihrer Beute jagen. Wer körperlich unterlegen ist, dem bleibt ja auch keine andere Wahl, oder?
Ich bin so gebannt auf das unbekannte Lager, dass der Rest um mich herum verschwimmt, wie in Tance. Dieser Ort hat etwas Bezauberndes auf
mich. Ob die Wilden aus diesem Grund hier hausen? Mein Blick löst sich endlich von
dem Wall und ich schaue mich aufmerksam um. Die Flussabzweigung mündet hier
erstmal, das Boot treibt still vor sich her. Am anderen Uferende entdecke ich
zwei Tumits. Bei dem Anblick dieser großen Vogelart läuft mir doch glatt das
Wasser im Mund zusammen. Wie lange ist es her, seit ich das letzte Mal frisches
Fleisch, über dem Feuer knusprig gebraten, zwischen meinen Zähnen hatte? Dieses
Trockenfleischzeug kann ich nicht mehr sehen. Aber es verdirbt zumindest nicht so schnell. Ach,
hätte ich doch nur einen Bogen mit. Ein Glück, dass mich die recht großen Laufvögel in der friedlichen
Stille nicht bemerken, denn sie fressen selbst mit Vorliebe Fleisch.
Ein eiskalter Schauer jagt mir den Rücken hinab. Etwas
beängstigt mich an der ganzen Situation. Ob ich beobachte werde? Die unbekannte,
unterbewusste Gefahr spürend, nehme ich mein Paddel schnell wieder in die Hand.
Vorbei war es mit der friedlichen Stille, ich stoße das Stück Holz in die
Wasseroberfläche und mit schnellen Zügen verlasse ich diesen fremden,
exotischen Ort. Meine Arme brennen bereits vor Schmerz, aber mein Adrenalinschub
erlaubt es mir weiter zu machen, nicht auf die Schwäche meines Körpers zu hören,
sondern schnell von diesem Ort zu fliehen. Ich höre etwas, einen grellen Aufschrei,
Trommelschläge; waren das Pfeile, die surrend durch die Luft fliegen? Aber ich
drehe mich nicht um. Das Kanu rauscht über die Wasseroberfläche, immer schneller,
weiter… Erst, als ich plötzlich am Handelsposten ankomme, höre ich auf zu
paddeln. Meine Arme schmerzen, meine Schläfe pocht, mein Atem rast. Welche
Strecke habe ich nun hinter mich gelegt? Wie bin ich überhaupt hierhergekommen?
Ich kann mich nicht mehr klar erinnern, aber ich spüre die Erleichterung in mir. Das war knapp! Ein paar Ehn länger und sie hätten mich tatsächlich zu fassen bekommen. Mit zittrigen
Beinen verlasse ich das Kanu und betrete endlich den Steg des Handelspostens.
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