Sonntag, 27. November 2016

Ein neuer Aufzug

Auf der Rückreise muss ich erneut durch die Nördlichen Wälder reisen. Darauf habe ich natürlich wenig Lust, nur ungerne erinnere ich mich an die leidigen Waldweiber, die die Reise ungemütlich machen können. Glücklicherweise - oder gerade wegen meiner extremen Vorsicht - bleiben mir die Biester vom Hals. Auf eine Wiederbegegnung im Lager kann ich absolut verzichten. Als ich in Helvegen ankomme habe ich das Gefühl, dass der Schnee um einige Finger höher ist als bei meiner Abreise. Durchfrostet stapfe ich in die Longhall, alles liegt noch in einer angenehmen Ruhe, was mir ganz Recht ist. Immer noch klingen meine tiefen Gedanken der Pilgerfeier nach. Was für ein Eindruck diese Begegnung bei mir hinterlassen hat, obgleich es sich um eine einfache Zeremonie handelt.

Ich treffe Lovis, die mir freundlicherweise ein Bad im Zuber herrichten lässt. Sie bedankt sich für die Tabuk und spricht sogar an, dass dringend jemand für die Holzarbeiten gesucht wird. Mit den Arbeiten eines Zimmermanns hatte ich bisher wenig zu tun, aber ich willige ein darüber nachzudenken. Zu meiner Überraschung findet mein Bad direkt in der Hall statt. Zunächst noch geniert ziehe ich mich vor den Augen eines Weibes aus und steige in die Wanne. Das warme Wasser ist ein Gedicht. Normalerweise gibt es einen einberufenen Badetag, erklärt mir Lovis. Aber sie macht eine Ausnahme. Wirklich nett! Ich fange an diesen Ort trotz der Kälte zu lieben.

Das warme Bad ist ein Gedicht nach der Reise aus Sardar
Es ist schon recht spät und dennoch kommt ein weiteres Weib dazu, das ich nicht kenne. Bevor es noch voller wird steige ich lieber wieder aus der Wanne. Ich finde gefallen daran mich vor den Weibern zu präsentieren und wie verschämt - oder zumindest den Schein bewahren als sei man verschämt - diese flüchtige Blicke auf meinen bloßen Körper werfen.

Ich muss sagen, der Norden gefällt mir immer mehr

Nachdem ich mich neu eingekleidet habe, diesmal mit dem Hemd von Lovis, was mir übrigens wie angegossen passt, bekomme ich sogar noch Waffen. Wie es sich für einen Jäger gehört statte ich mich mit einem Bogen und einer Axt mit Schild aus. Man weiß ja nie - gerade hier im Norden, wo die Ressourcen über Winter stetig kanpper werden, ist es sicher nicht leicht sein Hab und Gut zu verteidigen. Ich werde in den nächsten Tagen den Schmied aufsuchen, um das Axtblatt schärfen zu lassen. Ich kenne ihn ja schon, Riki heißt er, glaube ich...

In der Waffenkammer gibt's viel Auswahl

Die Pilgerfeier

Vor wenigen Tagen traf ich eine Entscheidung. Ich lege meinen Pilgerstab ab, um ihn den Göttern zu opfern, damit sie mir wohl gesonnen gegenübertreten mögen, wenn ich sie um den Anspruch auf Nasty Palen erbitte. Hoffentlich ist mir das Schicksal gut zugeneigt, denn es war und ist sicherlich keine leichte Entscheidung fortan eine Frau an seiner Seite zu haben. Insbesondere eine ehemalige Regentin, die Haus und Hofstaat neben sich mitbringen würde und jetzt schon mehr als kompliziert handelt. Ich betrachte den Stab, die Ringe. Gold, Silber, Kupfer. Als ich ihn damals in die unsicheren Hände gedrückt bekam, da war der Stab leer und nichtssagend. Nun spricht jeder Ring seine eigenen Geschichten. Ich schmunzle, bin aber auch erschöpft und sogar ein bisschen verwirrt, gerade wenn ich an meine wohl wichtigste Begegnung, Nasty Palen, denken muss. Nun werde ich für sie den Stab niederlegen. Zuvor aber reise ich nach Sardar, denn keine Pilgerreise ist beendet, ohne das Erklimmen dieses Gebirges.

Also packe ich meine Sachen und reise, zurück durch die Nördlichen Wälder, aus der leidlichen Kälte, Richtung Sardar. Ich bin ganz für mich alleine und das ist auch gut so. Nie auf der ganzen Pilgerreise fühlte ich mich so nachdenklich wie auf dieser letzten Reise als Pilger. Der Stab in meiner Hand scheint leicht zu vibrieren. Ob er spürt, dass wir uns bald trennen müssen? Ich streiche über das Holz und denke daran, wie ich ihn auf den Runenberg in Helvegen bringen werde, um ihn zu opfern. Wie sehr man doch an so einem Stück Holz hängen kann, wenn es der einzige, stetige Begleiter durch ganz Gor gewesen ist... Die Reise nach Sardar erscheint wie im Fluge zu vergehen. Das Reisen bin ich ja schon gewohnt, aber meine Gedanken fressen mich täglich fast auf. Erst die Müdigkeit hindert mich davor auf den letzten paar Passang zu rätseln, ob dies hier wirklich der Sinn des ganzen ist. Und ob nicht vielmehr der Weg das Ziel selbst war? Als ich am Tempel zu Sardar ankomme, wird mir erklärt, dass bald eine Zeremonie stattfinden wird, an der die angekommenen Pilger ihre Urkunde erhalten werden.

Sardar, das Ziel eines jeden Pilgers
Und ehe ich es mich versehe stehe ich vor dem gewaltigen Sardar-Gebirge. Sie sind nicht etwa optisch gewaltig, da gibt es noch viel höhere oder gefährlichere Bergketten. Nein, diese Berge sind gewaltig erfüllt mit Frieden, Macht und allem, was sich ein Pilger je erträumen würde, wenn er an diesem Ort steht. Erlösung - eine unbeschreibliche Kraft fällt von meinen Schultern und sagt mir: Endlich! Du hast Sardar erreicht! Ich spüre förmlich die Anwesenheit der Priesterkönige, noch näher kommt kein Goreaner an sie heran. Hier ist der Ursprung all jenes, was in Gor leibt und lebt. Mein Körper erschaudert vor Ehrfurcht, als ich mir bewusst bin, dass ich gerade vor dem größten Wissenden Gors stehe, der die Gebete empfängt und weitergibt.

Der Wissende betet zu den Priesterkönigen

Eine kleine Gemeinde lauscht den seltsamen Worten des Wissenden

Die Zeremonie ist langwierig, aber sehr einleuchtend. Hätte mir zu Anfang jemand erzählt, dass ich mich seelisch so bereinigt fühlen würde, ich hätte nur gelacht. Hier, umgeben von dieser Göttlichen Anwesenheit, fühle ich mich wie ein Nichts. Wie viel Bedeutung hat mein Leben als Goreaner? Ich hebe den Kopf, als mein Name gerufen wird und stolziere hinauf zu einem Mann der Blauen Kaste, welcher mir die Urkunde zum Peregrinus erreicht. Jetzt ist es offiziell und ich habe erfolgreich gepilgert. Mein Dorf würde stolz auf mich sein!

Ich erhalte die Urkunde

Oh, mein Dorf. Fast hätte ich dieses vergessen. Sie würden bald erfahren, dass ich meine Pilgerreise beendet habe. Aber ich würde nicht zurück kehren, denn mein Leben hatte einen neuen Sinn gefunden. Ich habe ein neues Selbst gefunden. Zwischen Alkohol und Sklaven, langen Fußmärschen und Flussfahren, durch die heißeste Tahari und den kältesten Norden - ich war so blind davor mein Ziel zu erreichen, dass ich das wesentliche Ziel in meinem Herzen nicht wahrnehmen konnte. Jetzt, wo ich die Urkunde in der Hand halte, wird mir bewusst, dass sich durch eine Pilgerreise alles verändern konnte.

In Sardar wird aus dem Pilger ein Peregrinus

Samstag, 26. November 2016

Für ein bisschen Stoff würde ich alles tun

Schon zwei Tage später erwische ich mein erstes Tabuk. Es ist ein recht annehmbares Tier, vermutlich knappe 13 Stein schwer. Die Bilanz ist gut, wenn man bedenkt, dass die scheuen, misstrauischen Tiere nicht einfach zu fangen sind, erst recht nicht mittels meiner provisorisch aufgebauten Fallen. Dennoch muss ich mir eine andere Strategie einfallen lassen, sonst bin ich bei dem Tempo erfroren, bevor ich das dritte Tabuk gefangen habe. Für die Dauer der Jagd bekam ich ein kleines Messer mit dem ich ruckartig die Kehle des Tieres aufschlitze, um es von seinem Leiden zu befreien. Der Leib des Tieres kämpft nun nicht mehr gegen die festen Seile an, sondern sackt zuckend verblutend in den Schnee. Wie absurd friedlich diese Stille hier draußen ist, während zarte Eisflocken auf den blutroten Schnee fallen...

Das erste Tabuk tappte in meine Falle

Die nächsten Fallen positioniere ich etwas geschickter. Vermutlich lernen die Tabuk auch aus den Fehlern anderer und weichen diesem Ort nun aus. Ich versuche ihnen einen Schritt voraus zu sein und lege weitere Fallen, diesmal willkürlich, bis mir die Seile ausgehen. Während ich die meiste Zeit der nächsten Tage nun damit verbringe mit gefrorenen Händen und tauben Zehen die Landschaft zu erkunden und präzise Fallen zu stellen, frage ich mich, ob diese Arbeit im Tausch gegen ein einfaches Hemd wirklich so glücklich für mich wäre. Wärme ist eben kostbar, wo sie kaum vorhanden ist. Was würde ich dafür geben eine einzige Ahn in der Tahari verbringen zu dürfen? Ich würde einfach im Sand liegen und mir die pralle Sonne auf die Plauze scheinen lassen. Ich schwelge in Erinnerungen, während ich in das Dorf zurück stapfe, um mich wieder aufzuwärmen. Gerade mal 15 Ehn halte ich hier draußen am Stück aus. Wenn man noch bedenkt, dass jeder Schritt in dem frischen Neuschnee nur schwerlich voran geht, bin ich gezwungen in kürzester Zeit eine annehmbare Falle zu bauen. Allein meinen geübten, routinierten Handgriffen verdanke ich es, dass diese Arbeit unter diesen Konditionen überhaupt möglich ist. Die anderen zweifelten sogar daran, dass ich es schaffen könnte, aber ich gebe nicht auf. Hin und wieder verfängt sich sogar etwas darin, allerdings sind es meist kleine Tiere, die ich gnädigerweise befreie und davon laufen beziehungsweise hüpfen lassen.

Wieder nichts! Ziemlich schlau die Biester! Ich werde ungeduldig. Mir läuft die Zeit davon und eigentlich habe ich besseres zu tun, als immerzu denselben Weg zu laufen, nur um wieder nichts brauchbares in den Fallen vorzufinden. Vermutlich bin ich schon so spät dran, dass die Tabuks bereits ihren Weg in die Wälder hinter sich gelegt haben. Ich seufzte schwer, die stille um mich herum wird drückend, während das Gefühl aufkommt, dass ich Nasty nie zur Gefährtin bekomme, mittellos und verloren wie ich bin. Ich streiche mir ein paar feuchte Tropfen von der Brust und schüttle den Schnee von den Schultern. Es schneit unentwegt. Griesgrämig stapfe ich zurück ins Dorf, wieder mit leeren Händen. Komm schon, Emilio, Du bist doch die rauen Umstände in den Bergen gewohnt, da sollte das hier doch zu schaffen sein! Wieder muss ich ein paar Ahn frierend und bibbernd vor dem Feuer hocken und vergeude meine Zeit, aber ohne wärmende Kleidung komme ich hier nicht weit. Mir läuft bereits seit Tagen die Nase. Und Nasty, Nasty läuft scheinbar vor mir weg. Ich traf sie nämlich kein einziges Mal, obgleich das Dorf recht beschaulich ist. Doch gerade, als ich mit diesen Gedanken die Hall betrete, sitzt sie da. Ich bekomme kaum ein Wort hervor, bin wütend, denn schon vor wenigen Tagen erfuhr ich aus zweiter Hand, dass Nasty wohl nicht ganz so glücklich mit meinem erwählten Schicksal ist. Ich verstehe diese Frauen nicht und so verlasse ich die Hall wieder, ohne ein Wort zu sprechen.

Ich bin so wutgeladen von nur einem einzigen Augenblick, dass ich die Kälte vergesse. Selbst meine Beine scheinen keine Mühe mehr zu haben mit zielstrebigen Schritten durch den Schnee stapfen - und das, obgleich ich gerade kein Ziel vor Augen habe; nur weg von hier! Am Rand des Dorfes mache ich dann schließlich halt und schnaufe erstmal durch. Gerade wollte ich lauthals fluchen, als ich etwas braunes, großes im Schnee liegen sah. Es war tatsächlich ein Tabuk. Und bei den Göttern, es hat sogar aufgehört zu schneien!

Das zweite Tabuk liegt erfroren im Schnee

Ob dies ein Zeichen war nicht aufzugeben? Ich meine, wann verschätzt sich schon der geschärfte Instinkt eines Tieres und erfriert einfach mitten auf dem Weg? In Gor jedenfalls passiert das selten. Ich schleppe auch diesen Kadaver ins Dorf und würde wetten, dass der Brocken noch schwerer ist als der erste. Meine Wut vergeht so schnell wie sie gekommen ist. Jetzt wird mir aber wirklich sehr kalt und um Nasty nicht wieder unter die Augen treten zu müssen, schleiche ich mich gleich zu meinem Schlafplatz, wo ich mir zunächst eine ordentliche Mütze Schlaf gönne.

Ewig kann das nicht weitergehen. Der nächste Morgen zeigt sich erbarmungslos früh von der grauenhaft harten Seite; jedenfalls habe ich schlecht geschlafen und blinzle nun in das kalte Morgengrauen. Verdammter Boskmist! Wie schwer es einem doch fallen kann aus den warmen Fellen zu kriechen, nur um einige Ehn später durch die Eiseskälte zu stapfen. Zumindest hat sich mein morgendlicher Rundgang heute gelohnt. Die letzte Falle, die ich prüfe, ist von einem unvorsichtigen, hungrigen Tabuk ausgelöst worden.

Das dritte Tabuk fiel auf meine gut getarnte Falle rein

Endlich scheinen mir die Götter beizustehen! Immerhin habe ich diese Aufgabe schon gelöst und bringe die drei Kadaver zu Levis. Hoffentlich sind die wollig warmen Hemden einfacher gestrickt, vielleicht warten sie auch schon auf mich? Auf dem Weg ins Dorf wende ich mich herum, denn ich höre ein entspanntes Schnaufen. Zwei Tabuks laufen zwischen dem Bäumen herum, friedlich rupfen sie die letzten, vergeblichen Halme unter der dicken Schneedecke heraus und scheinen sich um nichts und niemanden zu sorgen. Ich muss schmunzeln und gehe weiter.

Die wollen mich wohl verarschen, diese Viecher

Freitag, 25. November 2016

Jagd um mein Hemd

Unter all der Aufregung um die (hoffentlich) künftige Gefährtenschaft habe ich natürlich mein Tauschgeschäft nicht vergessen. Drei mittelgroße Tiere zu fangen dürfte für einen geübten Jäger wie mich nicht schwierig sein. Schließlich fließt das Blut der Jäger etlicher Generationen durch meine Adern. Natürlich werde ich mir den Tod holen, wenn ich mich mit einem Bogen bewaffnet einige Ehn auf die Lauer lege, weshalb ich auf wirkungsvolle Fallen zurückgreife. Der Vorteil dieser Region ist das karge Futterangebot, weshalb ich mir schnelle Beute erhoffe, wenn das hungernde Vieh unvorsichtig wird. Vielleicht vergesse ich durch diese Aufgabe auch für ein paar Ahn Nasty, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Seit dem gestrigen Tag, als ich meinen Anspruch auf sie erhob, habe ich sie nicht wiedergesehen. Ob das ein gutes Omen vor den Göttern ist? Ich frage mich, wie viel ich über die Götter des Norden lernen kann, um mich vor der Entscheidung besser dastehen zu lassen...

Ich habe schon allerlei Getier aus dem Voltai-Gebirge erlegt - allen voran die Verr und Tarsk... Sogar zwei oder drei Berg-Larl habe ich mit Hilfe anderer erfahrener Jäger zum Schutz des Dorfes gejagt. Sicherlich gibt es hier den weißen Schnee-Larl, von denen ich hörte. Zudem weiß ich, dass es im Torvaldsland auch sogenannte Lart gibt, die jedoch nicht mehr als 5 Stein wiegen und deshalb als Beute für mich nicht in Frage kommen. Ob es hier auch Tarsk gibt? In Gesprächen mit den Dorfbewohnern lausche ich auch häufiger Erzählungen über die Nord-Tabuk. Ich wusste bis dato nicht, dass es im Hohen Norden ebenfalls eine Art der Tabuk gibt. Sie sind wohl sehr strapazierfähig und haben sich dem eisigen Klima des Nordens angepasst. Während sie in südlichen Regionen vorwiegend gelbliches Fell besitzen, sind es hier braune, kräftige Tiere und werden hauptsächlich auf ihrem Weg zur Tundra am Axtgletscher gesichtet. Jetzt, wo die Tage kürzer werden und der Schnee täglich an Höhe zunimmt, wandern sie herdenweise in die Nördlichen Wäldern hinab. Ich nutze die Gelegenheit, vielleicht kann ich auf dem Weg zwei oder drei Tiere abfangen, welche auf ihrer dringlichen Suche nach Futter unvorsichtiger werden. Sogleich mache ich mich an die Arbeit, suche auffallende Spuren im frischen Schnee und lege dort ein paar Fallen aus. Als Köder nutze ich frisches Heu, welches ich aus dem Lager der Ställe ergattern konnte. In den nächsten Tagen würde ich immer wieder diese Stellen ablaufen, um zu sehen, ob meine Falle Erfolg hatte und sich ein schönes, dickes Tabuk darin befindet.

So sieht das Tabuk im Norden also aus

Spontaner Antrag

Seit einigen Tagen verweile ich nun schon im Norden und denke erst heute über meine Pilgerreise nach. Schon fast vergaß ich überhaupt dieser Berufung noch nachzugehen. Ich halte den Pilgerstab in meiner Hand, der schon eins geworden ist mit mir. All die Zeit hat er mich begleitet. Und nun? Das Ziel habe ich aus den Augen verloren - oder? Ich bin mir mittlerweile gar nicht mehr so sicher, worin sich mein Ziel befindet. Ich meine, genug Pilgerstationen auf dem Weg habe ich bisher erreicht und bereits mehr als die geforderte Anzahl von Ringen erhalten. Jetzt fehlt nur noch meine Reise nach Sardar, der kleine Umweg in den Norden hat mich jedoch auf andere Gedanken gebracht. Konnte es sein, dass ich die ganze Zeit meine Augen vor dem wirklichen Ziel meiner Reise verschloss? Habe ich den Sinn, nachdem ich strebe, wirklich bereits in der ersten Stadt - der Oase der Zwei Scimitare - erreicht und den ganzen Weg über in meinem Herzen mitgenommen? Ich sehe Nasty an. Sie sitzt mir gegenüber. Wie üblich wird es warm in der Brust und mein Herz setzt ein paar Schläge aus. Kann man sich an ein solch schönes Gefühl gewöhnen? Ich versuche mein blödes Grinsen zu unterdrücken. Um uns herum sitzt eine Anzahl der Bewohner Helvegens sowie ein paar Gäste. Wie ich bereits feststellen konnte, kommen viele Gäste in den Genuss der nachsichtigen Gastfreundschaft im rauen Torvaldsland. Ich lerne immer mehr über den kalten Norden.

Plötzlich schießt mir eine Idee, wie ich Nasty aus der verfluchten Situation helfen könnte, durch den Kopf. Klar, natürlich! Ich bitte Yoric, der Thane des Dorfes, um ein Wort unter vier Augen. Wir machen es uns in einer ruhigen Ecke der Longhall bequem, erneut überrascht mich dieses offene Entgegenkommen. Vielleicht kann er mir helfen meine Idee in die Tat umzusetzen und da ich weiß, dass Nasty im Süden gesucht wird, erhoffe ich mir von ihm Zuspruch. Naja, um es so auszudrücken: Das Problem würde sich in Luft auflösen, wenn Nasty meine Gefährtin werden würde. Der Vertrag zur Gefährtenschaft könnte, so mein Plan, alle Klagen fallen lassen, denn dann läge es einzig an mir Nasty zu strafen. Und da der Tavernenbesuch damals meine Idee war, würde Nasty wohl kaum ernsthafte Konsequenzen zu fürchten haben. Und tatsächlich - warum auch immer - scheint Yoric von meinem Vorhaben nicht ganz abgeneigt zu sein. Er wird sogar als Zeuge während der Zeremonie neben mir stehen. Mein Herz springt erneut, schließlich bedeutet mir eine Gefährtenschaft mehr als nur eine entgegenkommende Hilfe für Nasty. Ob sie es genauso sieht?

Yoric begegnet mir äußerst entgegenkommend gegenüber meinem Wunsch

Er erklärt mir genau, wie die Tradition der Gefährtenschaft im Norden abläuft, erzählt von einem Opfer für die Götter auf dem Runenberg und einem Gespräch mit Sigurd, seinem Bruder und Dorfjarl, sowie der Völva, nach Angaben eine alte, geistig leicht verwirrte Frau, der aber dennoch viel Beachtung geschenkt wird, was die Verbindung zu den Göttern anzubelangen scheint. Dass sie sabbert scheint dabei nur eine der unliebsamen Macken zu sein, weshalb ich auch hart schlucken muss. Ob ich die Aufgaben schaffe? Ob die Götter dieser Welt unsere Gefährtenschaft überhaupt gut heißen? Das berauschende Gefühl Nasty als Gefährtin neben mir zu haben überwiegt und voller Tatendrang stelle ich mich gleich auf den Vorbau der Longhall und verkünde allen Bewohnern und Gästen, inklusive Nasty, dass ich diese zu meiner Gefährtin erwählt habe. Die Reaktion von Nasty war... nun ja... nicht ganz meinen Erwartungen entsprechend. Sie stottert etwas vor sich her und verlässt die Hall fluchtartig. Dass mein Herz in diesem Moment vor Enttäuschung bis zum Boden sackt lasse ich mir nicht ansehen und spüre Yorics schwere Hand hinter mir als er mir gratuliert.

Meinen Antrag stelle ich vor versammelter Mannschaft

Yoric steht hinter meiner Entscheidung

... im Gegensatz zu meiner Angebeteten...

Der raue Norden

Ich fühl mich doch sehr wohl in Helvegen, viel wohler als ich je vermutet hätte. Sicherlich liegt's an der überaus gastfreundlichen Art der nordischen Bewohner, obgleich ich das Gefühl habe, dass sie lediglich aufgrund der vertrauteren Bekanntschaft zu Nasty so wohlgesonnen mir gegenübertreten. Oder diese verdammte Eisenskälte zwingt mich einfach dazu, jede noch so kleine nette Geste mit tiefer Dankbarkeit anzunehmen. Als junger Jäger aus den milden Klimazonen Gors fühle ich mich dumm und gänzlich verloren im Ewigen Eis des Nordens. Die nasse Kälte kämpft sich bis ins Mark der Knochen und jeder Schritt im Schnee fordert doppelt so viel Energieaufwand als üblich. In der durchgehend warmen, überraschend gemütlichen Longhall halte ich mich daher gerne auf und setze nur in äußersten Notfällen einen Fuß vor dessen Türe. Es wird mir sogar ein ordentlicher Schlafplatz dort angeboten. Nasty's Anwesenheit wärmt mich zusätzlich. Kein Feuer in Gor vermag mich so mit Wärme zu füllen wie ihre verborgene Hitze. Ich könnte sie einige Ahn lang nur anstarren, wenn mich die anderen dann nicht für einen Psychopathen halten würden. Deshalb versuche ich unterschwellige, flüchtige Blicke zu ihr zu werfen, während die geselligen Gespräche am wohltuenden Kaminfeuer mit einem heißen Met in der Hand ihren alltäglichen Lauf nehmen.

Der Norden - keine einfache Aufgabe für mich

Nun ist es so, dass ich relativ unvorbereitet in den Norden geeilt und dementsprechend unpassend gekleidet bin. Ich wende mich daher an die Bewohner des Dorfes. Hier im Hohen Norden geht es anders zu als im Süden. Jeder Mann ist gleichwohl seines Handwerks auch ein Krieger. Geistliche Kasten wie die Schreiber oder Baumeister gibt es hier nicht, zumindest habe ich noch keinen getroffen. Natürlich braucht man angesichts des kargen, harten Lebens auch kräftige, handfeste Arbeitskräfte, weshalb die Frauen hier ebenso tüchtig anpacken. So werde ich mir mein nötiges Hemd wohl von einer der Nordweiber fertigen lasse. Die Glückliche ist Lovis, die Gefährtin des Dorfjarls persönlich. Da ich als Pilger meine geldlichen Vorräte bis auf den letzten Kupfertarks für die schnelle Reise in den Norden aufgebraucht habe, muss ich mir mit anderen Mitteln das Hemd verdienen. Und was käme mir mehr gelegen als Tiere zu jagen? Also tausche ich ein paar einfache Hemden, die mich einigermaßen vor der Kälte bewahren sollten gegen drei von mir persönlich erjagte, mittelgroße Tiere. Ich habe vor noch etwas zu bleiben, um Nasty ein wenig zu unterstützen. Letztlich sitzt sie hier meinetwegen fest, weil sie im Südland wegen der kleinen Spielerei in einer Taverne gesucht wird. Also dann, auf an die Arbeit...

Dienstag, 22. November 2016

Wiederbegegnung in Helvegen

Spätestens jetzt wandle ich auf den Pfaden des Nordens, dort, wo das Wasser zu Eis erstarrt und der Schnee kaum den spärlichen Strahlen der Sonnen weicht. Torvaldsland, so nennt man dieses kalte Fleckchen Gor. Werden mir die Priesterkönige auch im Ewigen Eis zur Seite stehen? Das Dorf Helvegen liegt eingeschneit an der Arktischen See in der Nähe des nördlichen Gebirges. Dort herrschen Temperaturen, die selbst gestandene Krieger erzittern lassen. Ich betrete das Dorf, der Schnee knirscht unter meinen Stiefeln, zarte Flocken landen auf meiner gebräunten Haut. Da sehe ich sie strahlen, als sich unsere Blicke treffen. Nasty Palen, mit rosigen Wangen und hauchzarten Lippen... Mein Herz bleibt stehen; alles um uns herum erstarrt nicht bloß aufgrund der Kälte. Wir küssen uns, innig und spätestens jetzt bin ich ihr verfallen. Ich meine, was will ich mehr? Und mein Hirn ist ein einziger Eisklumpen, nicht fähig, weiter als über das Hier und Jetzt zu denken.

Das Dorf Helvegen

In der Longhall, ein langes, sehr hohes, hölzernes Gebäude und Treffpunkt inmitten des Dorfes Helvegen, wärme ich meinen frierenden Körper. Ich bin beeindruckt, überfordert und ehrfürchtig zugleich gegenüber der Fremdartigkeit des Nordens. Alleine die vielen kleinen Holzschnitzereien, die raue und doch so friedfertige und gastfreundliche Art der Bewohner und nicht zuletzt die magische Nähe zu der Frau, die mich seit dem ersten Tag meiner Pilgerreise an irgendwie begleitete, faszinieren und überwältigen mich. So langsam spüre ich meine Glieder wieder und es schmerzt prickelnd. Wenn ich länger bleiben will ohne irgendwann erfroren auf halbem Wege liegen zu bleiben, dann brauche ich dringend mehr Kleidung... Und so tausche ich ein paar nützliche Hemden gegen meine Dienste als Jäger. So würde ich hier zumindest nicht frieren. Und um Nasty kümmere ich mich später...

Hier treffe ich Nasty wieder

Reise durch die Nördlichen Wälder

Meine Finger umschließen den Brief fest, halten ihn wie einen wertvollen Schatz. Ich hebe ihn an meine Nase, atme tief den Duft des Pergamentes ein. Wer war diese Frau in Jorts, die so schnell verschwunden wie aufgetaucht war, nur um mir den Brief zu überreichen? War das alles überhaupt real oder entspringt das Geschehen etwa gerade das Hirngespinst eines versoffenen Kopfes? Nein, das war definitiv real, schließlich halte ich gerade ihren Brief in der Hand. Trüben mich meine Gefühle bereits, kann es wirklich sie gewesen sein? Deine Tavernenbekanntschaft - das musste sie sein. Meine Gedanken schwirren wild durch den Kopf, überschlagen sich und versiegen letztlich mit einem pochendem Herzen der Aufregung und Ungewissheit. Nasty lebt. Ich hatte mit dem Schlimmsten gerechnet, doch jetzt weiß ich, dass es ihr gut geht. Und sie versteckt sich dort, wo der Süden sie niemals suchen wird - im Ewigen Eis des Nordens. Während mein letztes Ziel Sardar war, so denke ich jetzt nur noch an das Dorf Helvegen...

Die Tage vergehen zäh, die Reise in den Norden gestaltete sich als nicht einfach. Der rauhe Wind setzt mir zu und es zeigt sich, dass ich weitaus weniger Stoff trage als nötig gewesen wäre. Habe ich je über die elendige Hitze der Tahari geschimpft? Jetzt, wo ich durch die nördlichen Wälder reise, spüre ich meine Nasenspitze vor Kälte kaum noch und meine Lippen nehmen eine ungesund bläuliche Färbung ein. Ich habe eine spärlich beschriebene Karte erhalten, an der ich mich orientiere. Gar nicht so einfach sie zu lesen. Ich folge dann doch mehr der Himmelsrichtung, tiefer in die Wälder, tiefer in den Norden. Nach einigen Turbulenzen, wie beispielsweise eine unangenehme Begegnung mit den Wilden des Nordens, die hier auch "Panther" genannt werden, oder der brenzligen Situation mit einem Larl, dem ich dank meiner Fähigkeiten als Jäger um Haaresbreite entkommen konnte, erreiche ich schließlich vor Sonnenuntergang die nächste Stadt namens Halin. Mir fällt ein Felsbrocken vom Herzen, denn die Nördlichen Wälder sind wahrlich kein Zuckerschlecken!

Für solche Spielchen habe ich keine Zeit

Gefesselt zerrt mich die Wilde Schlampe in das Lager

Mich packt der Mut und ich verhandle um mein Leben

Glücklicherweise treffe ich auf verhandlungsbereite Wilde, mit etwas mehr Grips in der Birne

Schon bald stelle ich mich neuen Herausforderungen - jetzt bloß keinen Muskel bewegen!

Bei guter Musik, netter Gesellschaft und köstlichem KaLana lasse ich den aufregenden Tag ausklingen. Aber schon am frühen Morgen breche ich wieder auf, denn mein Herz zieht mich tiefer, viel tiefer in den Norden.

Nach den Erlebnissen brauche ich etwas Ruhe, aber eigentlich muss ich schon wieder weiter

Freitag, 18. November 2016

Post aus dem Ewigen Eis

Was bei allen Göttern Gors mache ich hier überhaupt? Nackt in den Fellen liegend erwache ich mit einer leeren Kalanaflasche in der Hand. Wo kommt die denn jetzt bitte her? Und mein Schädel brummt. Was ist gestern passiert? Ich versuche mich zu erinnern, allerdings scheinen die Bilder vor meinen Augen zu verschwimmen, als ich gestern Abend die Taverne "Zur fliegenden Pfanne" betrat. Das grelle Licht blendet mich. Was für ein Anblick Elend ich doch sein muss. Diese unendliche Verzweiflung bald das ersehnte Sardar zu erreichen und nach all den Tagen nichts erreicht zu haben ist groß. Ohne Heim, ohne Orientierung in dieser kalten Welt, ohne Perspektive. Was passiert mit mir, wenn die Reise vorbei ist? Wird mich das Dorf wieder aufnehmen, auch wenn ich wirklich nichts erreichen konnte? Und was ist das für eine unerfüllte Leere in mir?

Wie ein Häufchen Elend betrinke ich mich

Ohne jegliche Orientierung wandle - nein schwanke - ich aus dem Herbergszimmer. Ein schrecklich lautes Brüllen lässt mich zusammenzucken und fast schon hätte ich nicht ganz so freundlich geantwortet, als ein recht zartes Weib auf mich zu läuft und mir wortlos und wahrscheinlich ebenso verwirrt wie ich einen Brief überreicht. Nanu, ein Brief für mich? Von wem? Ich habe niemandem aus dem Dorf erzählt, wo ich gerade bin. Wer anders sollte mir gerade schreiben? Meine Augen blinzeln dumpf, noch immer benebelt starre ich auf das gefaltete Stück Pergament, welches mit einem unbekannten Siegel verschlossen wurde. In feiner, geschnörkelter Schrift mit blauer Tinte ist deutlich mein Name zu erkennen: An den Pilger: Emilio Jamal. Ich hebe den Blick, aber das Weib war bereits verschwunden. Kein Wunder, ich muss einige Ehn dagestanden haben und nur den Brief angestarrt haben, als hätte sie mir gerade 5 goldene Tarskstücke in die Hand gedrückt. Mein Herz rast, obgleich mein Kopf noch dämmrig schläfrig vor sich hin dröhnt. Endlich drehe ich den Brief, suche den Absender, aber ich finde keinen. Dass ich, DER Emilio Jamal, gemeint bin, das steht außer Frage. Mit zittriger Hand öffne ich etwas ungeschickt den Brief und nehme einen feinen Bogen Papier hervor. Der Absender muss eine hohe Kaste besitzen, denke ich noch, denn das Pergament ist fein und hochwertig, die Schrift ebenso klar und schwungvoll geschrieben, vermutlich aus der zierlichen Hand einer Frau.

Emilio...

Als ich von Jorts hörte, befürchtete ich das Schlimmste. Aber auch, dass ich Dich dort finden kann. Der Bote kennt den Absender nicht, aber Du sicher die Unterschrift, komm bitte nach Helvegen, sobald es Dir möglich ist und wenn Du es auch willst.

Deine Tavernenbekanntschaft

Ich lasse den Brief sinken, starre für einen Moment gen Hafen. Nichts passiert, die Zeit scheint still zu stehen. Es geht ihr gut, ist mein erster Gedanken. Mein nächster Impuls ist sofort aufzubrechen. Ich stecke den Brief weg, ganz tief in eine Tasche und packe meinen gepackten Sack. Es hält mich ohnehin nichts mehr hier, außer der Alkohl und die Sklaven - und dies vermag die Lücke in meinem Herzen nicht zu schließen. Sofort breche ich mit der nächsten Fähre auf, gen Norden. Und ob ich es will, denke ich noch, während mir der kalte Wind um die Ohren pfeifft.

Schuhwerk, made in Jorts Fähre

Mindestens eine ganze Hand lang führte mich mein Weg weiter entlang des Vosks, einer der langen, zentralen Flüsse Gors. Wie ich schon erwähnte, liegen dort Reihe an Reihe verschiedene Städte, sodass ich nicht selten in angenehm luxuriös ausgestatteten Herbergen nächtigen konnte. An diese Bequemlichkeit könnte ich mich glatt gewöhnen. Hammerfest, Siba oder Jasmine sind nur ein Bruchteil von einflussreicher Städte, die der sogenannten Vosk-Liga angehören, einem Zusammenschluss zum Schutz und zur Unterstützung dieser Orte. Darunter ist ebenso Jorts Fähre zu finden, mein nächstes Pilgerziel.


Über die Fähre erreicht man Jorts

Kaum hatte ich über die Fähre das feste Land betreten, wurde mir bewusst, dass ich immer noch ohne Stiefel durch Gor laufe. Die Planken sind kalt, sehr kalt und je weiter ich reise, umso näher komme ich dem Norden. Es wird also Zeit die baren Füße hinter sich zu lassen und für richtiges Schuhwerk zu sorgen. Glücklicherweise habe ich vorgesorgt und mir von einer meiner letzten Jagdausflüge ein paar Felle besorgt, die mir nachts Wärme und Polsterung bieten, zumindest ein wenig. Und Schnüre, die bekommt ein freundlicher Pilger im Austausch für ein paar mitreißende Geschichten natürlich geschenkt - um das Seelenheil vor den Priesterkönigen zu schützen. So kann es doch losgehen, in den Norden, oder?

Voll ausgestattet mache ich mich selbstsicher auf die Weiterreise

Sonntag, 13. November 2016

Der Tadschmahal

Der Tadschmahal ist eigentlich vielmehr eine Stadt und bildet mein nächstes Ziel. Ich bin sehr gespannt, was mich an diesem Pilgerort erwarten wird. Der Namen erinnert mich ja eher an eines der prunkvollen Gebäude aus den südlichen Regionen. Durch einen kleinen Umweg in den südöstlichen Teilen Gors, vorbei an Torcodino, wo alle Straßen zusammenlaufen, gelange ich an mein Ziel und stehe - wie es die Götter Gors so wollen - vor unzähligen Stufen. Und noch während ich mich frage, ob ich der einzige Pilger bin, der verdammt wurde nach der kräftezehrenden Reise noch halbe Berge erklimmen zu müssen, so wird mir bewusst, dass ich mich nun näher denn je meiner alten Heimat, dem kleinen Dorf nähe Talmont am Voltai-Gebirge, befinde.

Das Leiden des Pilgers - viele Stufen kurz vor dem ersehnten Ziel

Endlich oben angekommen ringe ich zunächst nach Atem und versuche meine vor Anstrengung fast taub gewordenen Beine zu beruhigen. Nie habe ich mir ein Ale so sehr herbeigewünscht wie in diesem Moment. Oh doch, jetzt fällt mir ein - eigentlich sehne ich mich immer nach einem kühlen, frischen Ale. Wie üblich, wenn ich einige tausend Passang hinter mich gebracht habe und die Drei Monde ihre zahlreichen Umläufe über meinen müden Körper ziehen, frage ich mich, was mir diese Reise eigentlich bringen soll. Wo ist meine Selbstfindung? Wie weit ist es noch, bis ich mein Selbst gefunden habe? Wo werde ich sie finden? Suche ich an den richtigen Stellen? Langsam spüre ich einen inneren Drang. Etwas, das mir fehlt. Ist es die Einsamkeit, die mich langsam verrückt werden lässt? Früher verbrachte ich mehrere Ahn alleine in den Wäldern, ich trug nur Speer und Bogen bei mir und das einzige Lebewesen in meinem Umkreis war das Wild, das ich erlegte. Damals hatte mich diese Einsamkeit nicht berührt - ganz im Gegenteil, ich suchte sie sogar. Aber zu Jagen und zu Pilgern, das sind zwei verschiedene Dinge und während ich mich von Ort zu Ort schleppe, quälend lange Wege in der Einöde hinter mich bringe und dabei keine Goreanische Seele treffe, überkommt mich doch ein Hauch von Einsamkeit. Was würde ich dafür geben dieses Gefühl von mir zu werfen?

Die Drei Monde nehmen ihren Lauf, Tag für Tag, Hand für Hand

Es kommt mir gelegen, dass es in dieser Stadt einige hübsche Sklavinnen gibt. Ich meine, wie sehr ich mich nach Nähe sehne, das dürfte dem gewandten Leser mittlerweile bekannt sein. Und wenn ich meine Sehnsucht nach etwas Gesellschaft zwischen den Beinen einer Sklavin suchen muss, dann bleibt mir wohl keine andere Wahl. Um ehrlich zu sein, jetzt, wo ich genauer darüber nachdenke, fühle ich diese kühle Einsamkeit, nachdem ich Lady Nasty verlassen musste, um weiterzureisen. Mein Herz macht einen schmerzvollen Sprung, als ich an sie denken muss. Wie geht es ihr? Ob sie schon gefasst wurde? Oder wird sie noch gesucht? Ich spüle meine Gedanken und Gefühle mit Alkohol runter und lasse mich von zwei Sklavinnen nach einem reichlichen Festmahl ins örtliche Badehaus führen. Die Lust steigt mir zu Kopfe und als ich meine Energie in der Sklavin entladen konnte, spüre ich, wie eine Last von meinen Schultern weicht. Einmal mehr stelle ich mir die Frage, ob das wirklich der Sinn sein kann, nach dem ich gerade strebe...

Ein alter Säufer am Flussufer - so will ich nicht enden