Montag, 11. Dezember 2017

Mein Platz in der Gesellschaft

Meine Genesung schreitet stetig dahin. Dank der Fürsorge der Heilerin und ihrer Sklavin geht es mir blendend, nur hin und wieder, wenn ich eine unbedachte Bewegung mache, zuckt ein warnender Schmerz über meine Haut.

Ich denke noch oft an den Badetag zurück. Meine körperliche Überlegenheit der Sklavin gegenüber erscheint mir so wohl vertraut. Wie ich sie mit nur einem Arm lenken konnte, den entblößten Oberkörper ohne Mühe vorne überdrücken und ihren blanken Arsch so freilegen konnte. Ich muss unweigerlich grinsen, wenn ich daran denke, wie ich den zierlichen, gar zerbrechlichen Körper einer nackten, freien Frau in meinen muskolösen Armen hielt. All das weckte ein Gefühl von Stärke und Macht in mir. Wo ich in freier Natur, auf mich alleine gestellt war, noch Tag täglich ums Überleben kämpfen musste, so habe ich mich nun daran gewöhnt neue Speisen und Getränke an der Taverne auszuprobieren und meine besser gestellte Position als Männchen unter den Goreanern zu genießen. Die Sklaven umschmeicheln mich und reißen sich darum, wer mir als nächstes die Verbände wechseln darf.

Auch zu den Freien in Kasra nehme ich langsam Kontakt auf, auch wenn sie sich meines Erachtens nach doch sehr häufig seltsam benahmen. So habe ich zum Beispiel den Schmied namens Luca kennen gelernt, der eigentlich in Belnend lebt, aber auch in Kasra tätig ist. Oder Lea, die hübsche Wirtin vom Feuerkrug, die Taverne, an der sich die Kasraner abendlich zumeist versammeln.

Eines schönen Morgens, als ich gerade noch mein Frühstück eingenommen hatte, fällt mir ein Stück Pergament ins Auge, welches plakativ an die Hausmauer der Taverne befestigt wurde. Belohnung! lese ich in großen Buchstaben. Woher ich lesen kann? Tja, auch das erscheint mir schleierhaft, aber warum hinterfragen, wenn es sich um nützliches Geschick handelt?


Gesucht werden sachdienliche Hinweise zu der Vergangenheit des unten abgebildeten Amuletts. Ich schaue hinab auf das Sonnensymbol. Es hat riesige Augen und wirkt dabei eher unheimlich, zumindest macht es auf mich einen psychopathischen Eindruck. Mit skeptischer Miene lese ich weiter.

Es ist aus reinem Gold und zeigt eine Sonne im Mittelpunkt. Gold? Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund löst dieses Wort ein habgieriges Gefühl in mir aus. Es wurde als Einzelstück hergestellt und wurde zuletzt von einer Frau getragen. Informationen nimmt die erste Baumeisterin von Kasra entgegen, der Aufwand einer Reise oder eines Boten wird großzügig entschädigt.

In den Gesprächen mit den Bewohnern Kasras wurde ich neben meiner Vergangenheit - zu der ich bisher nicht viel sagen konnte und daher einiges an Mitleid, aber auch Misstrauen erntete - auch über meine Aufgaben gefragt. Natürlich konnte ich dazu bisher auch nichts antworten, denn einer beruflichen Tätigkeit gehe ich bisher nicht nach. Das hinterließ immer einen peinlich berührten, haltlosen Geschmack im Gespräch, weshalb ich mich besonders in meiner mittellosen Lage für die Aufgabe interessiere.

Wie schwer kann es schon sein eine Frau zu finden, die irgendwann mal ein goldenes Amulett in Form einer gruseligen Sonne getragen hat?

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