Ich bin ja eigentlich von ruhiger Natur; geduldig, ruhig, beobachtend. Aber heute, da traf ich auf diesen Nordmann, er stellte sich vor als Cloud. Und ich glaube, nichts machte mich je wütender, als seine herablassende und doch zugleich freundlich bleibende Art. Erst bewunderte ich ihn ja dafür, wie kontrolliert und mit strenger Hand er die Sklavin, mit der ich mich gestern noch im Badehaus vergnügt hatte, korrigierte. Aber schon sein erster, abschätzender Blick auf mich sprach Bände.
Naja, Ende vom Lied, ich stapfe davon, geladen und geknickt zugleich. In meinem Kopf pocht ein scharfer Schmerz gegen die Schläfe. Er hat mich bis aufs kochende Blut provoziert, in meinen Ohren rauschen noch seine Worte. Und jah - den wunden Punkt hat er sehr genau getroffen. Er amüsierte
sich über meine Unwissenheit, meinen fehlende Vergangenheit und über
meine Kastenlosigkeit, auch wenn er es nicht direkt sagte, aber ich sah
es direkt in seinen kalten, starren Augen. Natürlich versuchte ich ruhig zu bleiben, was denkst Du denn? War nicht so einfach, sicherlich, aber was habe ich schon gegen ihn in der Hand? Vielleicht bin ich stärker, kräftiger gebaut, muskulöser, aber ich konnte das unter seiner Tunika nicht so gut erkennen. Außerdem lässt er mich dastehen wie ein Idiot. Normalerweise bin ich kein
Mann von vielen Worten, aber jetzt redete ich mich um Kopf und Kragen,
obgleich er mir ohnehin die Worte im Mund verdrehte wie es ihm beliebte.
Und dabei weiß er selbst so viel wie ich von mir. Als sich dann auch
noch der kleine Platz mit lauter Freien füllt, die aus allen Ecken gekrochen kamen, und der Nordmann
irgendwas von Agenten der Kur daherspricht, fliehe ich in meiner hilf- und haltlosen Wut im Bauch.
Er erinnert mich genau daran, warum ich die Zivilisation bis vor Kurzem noch mied. Schlecht gelaunt gehe ich einen gepflasterten Weg entlang. Da sitzt am Rand unter einem kleinen Baldachin weit ab vom schuss ein rotgewandeter Krieger. Er scheint sehr in Gedanken versunken, sein Blick ist gezeichnet von Tagträumen. Der hat's gut, kann einfach sein Hirn abschalten. Seufztend setze ich mich zu ihm, bringt ja nichts. Die Stille tut gut.
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