Donnerstag, 27. Oktober 2016

Der Pilger ohne Stiefel

Belnend... staunend stehe ich vor den hohen, gut bewachten Steinmauern. Unter einer offenen Handelsstadt habe ich mir logischerweise eine offene Stadt vorgestellt. Wie ein Depp muss ich aussehen, der mit weit geöffnetem Mund vor den Toren Belnends steht. Sind die Gemäuer hier noch höher als in En'Kara? Wenn das so weiter geht, bekomme ich bald eine ordentliche Nackenstarre. Man merkt doch, dass ein Kommandant der Roten Kaste hier das Sagen hat, auch wenn gemunkelt wird, dass seine Gefährtin häufig ihre machtgierigen Finger im Spiel haben soll.

Eingang zu Belnend

Kaum passiere ich die hohen Mauern, schon finde ich mich in einer belebten Handelsstadt wieder und werde als Pilger gewohnt herzlich empfangen. Ich könnt mich glatt dran gewöhnen. Gleich werde ich auf ein Ale in der Herberge eingeladen. Mir schmerzen die Füße. Von der wohltuenden Massage am Kurort Siwa ist nichts mehr übrig geblieben. Am Tisch sitzen schon einige Freie, darunter auch der Kommandant. Erleichtert endlich zu sitzen, kicke ich die verschlissenen Stiefel von den wunden Füßen. Das schien keine so gute Idee zu sein. Puh! Sind das etwa meine Füße, die mir just den Atem rauben? Die Damen am Tisch drehen sich verschämt weg und pikieren sich über den unangenehmen Geruch, der sich schleichend verbreitet.

Eine gesellige Runde in der Herberge

Bevor ich noch Schmerzensgeld abdrücken muss, befehle ich die nächstbeste Sklavin mir die Füße zu waschen. Das arme Ding versucht sich nicht zu sehr zu zieren, doch als sie mit einer dampfenden Schale mit angenehm säuerlichem Zitronenduft ankommt, vergesse ich jegliches aufkommendes Mitleid und strecke ihr die Beine entgegen. Himmel, tut das gut! Ist das etwa eine Gänsehaut, die ihre kleinen, geschickten Finger in mir auslösen? Ich lehne mich zurück, genieße den wohlig warmen Alkohol und die angenehme Gesellschaft. Die Stiefel betrachte ich argwöhnisch. Freiwillig schlüpfe ich nicht in den kläglichen Rest von Leder, weshalb ich sie gleich entsorgen lasse. Irgendwo werde ich in dieser großen Stadt schon ein neues Paar auftreiben können. Außerdem ist es gar nicht mal so übel den Weg, den ich bereise, unter mir zu spüren. Der raue Pflasterstein, das weiche Gras, die spitzen Kieselsteine... Unwillkürlich musste ich an das Weib denken, das ohne Schuhwerk durch Gor wandelt. Und auch wenn ich sie dafür verurteile, so kann ich sie jetzt ein kleines bisschen verstehen.

Das Mädchen mit den zarten Händen

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