Donnerstag, 10. Mai 2018

Die Einbürgerung

Heute ist es so weit: die Einbürgerung aller Anwärter findet am Tempel der Oase statt. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer und natürlich werde ich antreten. Zwar verbringe ich die meiste Zeit im Haus und gehe kaum mehr auf die Straßen der Stadt, dennoch möchte ich mich ab heute Bürger der Oase schimpfen.

Also bereite ich mich darauf vor und suche die besten Stoffe heraus... die Auswahl ist nicht groß, denn ich besitze nur die Alltagskleidung und die etwas ansehnlichere Stola, die mich in die Farben der Kaste der Sklavenhändler kleidet - blaugold. Hmmm... Wo ist eigentlich meine Sklavin? Ich schaue mich um, finde sie aber nicht. Später treffe ich sie an, als sie gerade verschwitzt ins Haus kommt, mit einem Säckchen voller Münzen. Sie erzählt aufgeregt, dass sie auf den Straßen tanzen geht, um Almosen zu sammeln, damit ich den hohen Preis bei Grae abstottern kann... Oh, wie glücklich mich dieses Mädchen macht.

Mit etwas Glück kannst auch Du meiner Sklavin bei der Arbeit zusehen...

Nachdem ich mich hergerichtet und sogar gewaschen habe, finde ich schon den Großteil des Hauses auf. Nun klopft mein Herz doch ein bisschen... die Einbürgerung ist mir wichtiger, als ich dachte, letztendlich entscheiden die Priesterkönige des Südens, ob ich der Stadt würdig bin oder nicht. Ich hatte vorhin zwar schon zwei Kelche Kalana hinuntergekippt, dennoch wünschte ich mir nun, es wäre mehr gewesen...

Viele Bürger versammeln sich vor dem Tempel und sogar reisende von Außerhalb. Wir drängen uns durch die bereits anwesende Menge. Mein Mädchen folgt mir artig, muss aber für die Einbürgerung draußen bleiben. Ich betrachte den Tempel kritisch, er ist kleiner als ich dachte... In diesen Teilen der Oase war ich vorher noch nie.


Die Menschentraube verdichtet sich und der Emir persönlich tritt hervor. Aus dem Inneren des Tempels höre ich die Stimme eines etwas älteren Mannes. Das muss der Wissende sein. Die Weiße Kaste behält den höchsten Status, den ein sterblicher Goreaner einnehmen kann. Er steht direkt unter den Priesterkönigen und vereinigt so das Band zwischen dem Volk und den Göttern. Mein Mund wird trocken, als ich eintreten muss.


Drinnen war es warm und roch nach allen möglichen Düften, dass mir der Kopf etwas schwirrt. Manch böse Zungen möge sagen, man wird high im Kopf. Der leichte Schweißfilm auf meiner Haut verrärt meine Nervosität, aber ich hoffe sie, durch mein lässiges Grinsen verdecken zu können. So lausche ich den etwas ausschweifenden Worten des Wissenden, dessen Namen ich nicht kenne. Aber dieser tut ohnehin nichts zur Sache. Die Priesterkönige scheinen wohlgesonnen an diesem lauen Abend, denn Thor erhebt seine Stimme. Neben mir wird noch der neue Bäcker mit seiner Gefährtin und eine weitere, mir unbekannte Freie eingebürgert...


Die Beziehung zwischen Thor und dem Wissend scheint... nunja... interessant. Wie immer, wenn sich zwei Männer in sehr hohen Positionen begenen. "Ja, ich w-schwöre!" Ohje, fast hätte ich mich vor lauter Nervosität versprochen, versuche aber, so lässig wie möglich zu wirken. Der Wissende segnet meine Worte ab, mein Blick gleitet stolz hinaus in die Menge, sucht nach den Sklavinnen, Nasty oder Jale, doch in der gedrängten Menge, die versuchen einen Blick in den Tempel zu erhaschen, kann ich sie nicht entdecken...


Stolz wie Bolle grinse ich über beide Ohren. So stehe ich nun da, Bürger der Oase der vier Palmen. Wieder wird mir mein Weg bewusst. Was so alles passiert ist, seit ich meine Pilgerreise startete. All die Erinnerungen kehren zurück und jedes Mal entdecke ich ein neues, verschwommenes Bild meiner verlorenen Vergangenheit, welche immer klarer wird. Den Abend lassen wir dann nach einer Vorführung der Oaseneigenen Tanzgruppe im Haus der Wonne ausklingen...

1 Kommentar:

  1. Herzlich Willkommen in der Oase, Sklavenmeister! ^^ Auf das du uns viele neue Waren und Kunden bescherst!

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